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Bye Bye, Wetter App

Ich glaube, ich schmeiße meine Wetter-App raus. Das Ding macht süchtig – und nützt nichts. Im Gegenteil, du siehst abends das Regensymbol und denkst, huch, wird wohl nichts morgen, aber dann hörst du früh im Halbschlaf, wie der Nachbar die Straße runter gejoggt kommt, frohgemut. Im Sonnenschein.

Es gibt unendlich viele Gründe, nicht loszulaufen.

1: Wetter.

2: keine Zeit, obwohl erfahrungsgemäß das Nachdenken darüber, ob ich Zeit habe, länger dauert, als wäre ich einfach losgelaufen.

3: die Verdauung. Wenn die sich Zeit lässt am Morgen, kannste nichts machen.

4: Wehwehchen. Natürlich sagt jeder Arzt, die beste Prophylaxe, egal ob es um Heuschnupfen oder Krampfadern geht, ist Sport. Aber wenn du schon Knie oder Heuschnupfen hast – was dann?

5: Du siehst scheiße aus und willst grad von niemandem gesehen werden.

Das ist der größte Blödsinn, niemand guckt dich da draußen an, die sind alle mit sich selbst beschäftigt. Und mein Anfänger-Gejapse hören die auch nicht, weil sie Stecker in den Ohren haben.


Mein Vorbild: Horst Evers


Damit ich trotzdem loskomme, habe ich mich entschieden, es wie Horst Evers zu machen. Der praktiziert eine klare Trennung von seinem Körper und seinem Ich. Das Ich will laufen, der Körper sagt: oh nö. Muss man halt miteinander reden. Das Schöne daran: Man fühlt sich nicht schuldig, wenn‘s mal nichts wird.

Die aller größte Hürde, was Sport betrifft (hihi, kleiner Kalauer) liegt bei mir in der Kindheit. Das ist im Grunde eine ernste Sache. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir sportliche Bewegung und, Gott bewahre, Wettkämpfe, irgendwann Spaß gemacht hätten. Wandern und schwimmen, das war ok. Aber rumrennen? Fußballspielen? Radschlagen im Garten? Federball? Nichts für mich. Was lief da schief?


Hopser gegen die Schwerkraft


In der Schule war dann alles zu spät, denn dann gab‘s Noten. Und egal wie sehr ich mich anstrengte, ich schaffte unten an der Kletterstange höchstens ein paar hilflose Hopser gegen die Schwerkraft, während andere längst ganz oben Faxen machten. Das Trauma gipfelte darin, dass ich im Ferienlager bei der Ankündigung, es würde ein Sportfest geben, aus Angst quer über den Abendbrottisch kotzte. Vor allen Kindern. Das brachte mir einen Tag Bettruhe – und kein Sportfest. Ich war gerettet.

Deshalb habe ich mir geschworen, Geduld zu haben mit mir - und meinem Körper. Und jetzt, ein knappes Jahr nach meinen Start, passiert es immer öfter, dass ich beim Laufen nicht zwanghaft reflektiere, dass ich laufe. Und dass ich vor der letzten Kurze zurück nach Hause noch einen extra Schlenker drehe, einfach so.

Und als ich vor kurzem mit meinen kleinen Nichten irgendwo über weite Felder spazierte und die Mädels plötzlich losrannten, wie das Kinder so machen, bin ich hinterhergelaufen. Früher wäre ich betont cool langsam weitergegangen. Jetzt tat das Rennen mit den Kindern richtig gut. Die Puste war da, und der Spaß auch. Das war das allerbeste.

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