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Soll ich jetzt Busfahren oder was?

Was passierte, als ich meine geliebte Strecke verlor


Warum habe ich damals eigentlich aufgehört mit dem Laufen? Vermutlich war der Umzug schuld. Ich verlor dabei meine kleine gemütliche Laufstrecke. Man hängt ja an so was. Wir hatten das Projekt zusammen begonnen. Mein Anfänger-Ich, die Straße und der Wald. Nach fünf Minuten Straße war ich im Wald. Waldboden ist besser für meine armen Knie, also hoppelte und schnaufte ich lieber über Waldwege und fühlte mich weniger beobachtet als auf der Straße. Dafür gabs im Wald viel Schönes. Einmal sammelte ich einen fetten Steinpilz auf dem Heimweg auf. Unvergessen. Tja. Dann kam der Umzug, nicht weit, aber zu weit, um in fünf Minuten im Wald zu sein. Klar, richtig Sportliche wären fix da gewesen – aber in meiner Verfassung hätte ich, am Waldrand angekommen, gleich wieder den Rückweg antreten können. Das kam also nicht in Frage.


Darf man auf dem Friedhof joggen?


Und nun hatte ich statt Wald ein Mini-Wäldchen vor der Haustür. Eher ein verlotterter Park, Hundegassigehgebiet, gleich neben der Tramtrasse. Wie armselig, dachte ich. Da muss ich ja im Kreis laufen. Also überlegte ich, auf den nahen Friedhof auszuweichen. Aber darf man das? Oder ist das pietätlos? Hab ich mich dann doch nicht getraut. Eine andere Idee war, den Bus zu meinem alten Laufrevier (das ließ mich einfach nicht los) zu nehmen. Aber das wäre wiederum echt peinlich gewesen.


Tarnung mit Tüte


Also habe ich einfach aufgehört. Und wie es so ist – man wird halt bescheiden mit der Zeit. Jetzt laufe ich doch im Wäldchen an der Tramtrasse. Reicht erstmal. Notfalls drehe ich zwei Runden. Komme zwei mal an den kiffenden Schülern (im Unterholz, Freitagnachmittag) und an den Hundebesitzer-Brötchenholer-Typen (mitten auf dem Weg, Sonntagfrüh) vorbei. Steinpilze gibts keine, würde ich von hier jetzt auch nicht mitnehmen. Aber ein paar Frühblüher habe ich mir für den Garten geholt. Natürlich nicht beim Laufen. Für den Pflanzenraub (nur Eigenbedarf!) bin ich im Morgengrauen noch mal los, mit Gartenschaufel und ortsüblicher Brötchentüte zur Tarnung. Bin ja lernfähig. Und solche Aktionen verbinden ja auch. Mich und die neue Strecke. So schlecht ist sie eigentlich gar nicht.


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